Freitag, 12. Februar 2016

Heute bei Eltern.de...

Da stöbert man durch das Gesichtsbuch und wird nichtsahnend von einem frisch geborenen - was ja leider optisch meist eher nach frisch geschlachtetem - Baby begrüßt. Herzlichen Glückwunsch dafür. Offensichtlich lief alles gut und Mutter und Kind sind wohl auf. Zumindest habe ich das einfach mal in das Bild hineinimaginiert.
Als nächstes dann die Unterschrift, bzw. die Kurzbeschreibung: Intime, wahrhaftige Fotos einer Hausgeburt.
Der erste Gedanke war: Oh, die arme Frau. Hat es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft. Dann die erschütternde Erkenntnis: Die wollte das so...

Jahrhunderte des medizinischen Fortschritts. Weite Bevölkerungsschichten, die Leid, Entbehrung, Schmerz und Tod in Kauf nehmen, um nach Europa zu kommen, auch um am hiesigen Stand der Technik zu partizipieren. Die niedrigste Säuglings- und Müttersterblichkeit aller Zeiten. Und eltern und Eltern propagieren Mittelaltergeburten... Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Gehts uns so gut, dass wir uns und unsere ungeborenen Kinder vorsätzlich einer vollkommen unnötigen Gefahr aussetzen müssen?!

Unser oberstes Auswahlkriterium bei der Hebamme war, dass sämtliches Esoterikgequatsche draussen blieb. Zusammen mit Räucherstäbchen, Klangschalen und Globuli. Klappte ganz gut. Zusammen mit familieninternem medizinischen Sachverstand kamen solche Dritteweltideen gar nicht erst auf.

Was bleibt, ist reine Fassungslosigkeit darüber, dass es Eltern gibt, die den Wunsch nach einer ganzheitlichenintensivenlaberrababer Erfahrung während der Entbindung über den Wunsch der bestmöglichen medizinischen Versorgung stellen. Der nächste Schritt ist dann die Outdoorbachlaufyoutubegeburt. Gibts auch schon.

Willkommen bei den Erstweltproblemen.

Freitag, 15. Januar 2016

Dieser Moment

wenn Dein krankes Kind entspannt auf Dir einschläft und die sich ausbreitende Wärme an Deinem Bauch Dir unmißverständlich ins Gedächtnis ruft, dass es vehement darauf bestanden hat, keine Windel mehr zu benötigen. Es sei ja jetzt "ein großer Junge" (womit die Geschlechterfrage geklärt und "Kind" als Anonymisierung obsolet ist).
Pünktlich zu Beginn der Feiertage haben wir das große Projekt "Pampersfrei" eingeläutet. Die Beschaulichkeit der ein oder anderen Festivität spottete in der Folge jeder Beschreibung. Getoppt wurde das Ganze nur von einer Unzahl mehr oder minder gut gemeinter Ratschläge. Die Idee, dem Kind mit dem Topf hinterher zu jagen, um ihm quasi jeden Wunsch von den Hosen abzulesen war dabei noch nicht einmal der absurdeste. Zumal wir damit ja viel zu spät dran gewesen wären. Mit diesem Steinzeitwahnsinn soll man ja nach altem Schamanenwissen mit der Abnabelung beginnen.
Kann mir mal jemand erklären, warum man aus lauter zivilisatorischer Langeweile abertausende Jahre fortschreitender (und noch lange nicht abgeschlossener) Zivilisierung resetten sollte, um irgendwelche Zurückzurnaturgelüste spätgebärender Ratgebermuttis zu goutieren? Pampers sind was tolles. Sie halten Babies warm und trocken und lassen Eltern und Kind mal länger als 20 Minuten am Stück schlafen. Hurra. Das nennt man Fortschritt. Das entspannt. Alle. Und schont die Polster. Auch wenn ich nicht verhehlen kann, in der ein oder anderen Situation mal mit der Idee kokettiert zu haben, zumindest kurzfristig auf diesen Quatsch anzuspringen. Das war dann aber eher akuter Bosheit und dem Wunsch nach einer guten Ausrede für vorsätzliche versaute Teppichböden geschuldet... Ja, auch Väter entwickeln solche Gedanken, wenn sie mal sauer werden.

Zurück zum Pampersfreiprojekt. Das ist ne tolle Sache. Den Stolz in den Augen eines kleinen Kindes zu sehen, wenn es zum ersten Mal echte Macht - hier über den eigenen Körper - erlangt, kann man kaum beschreiben. Wenn ich dann aber aus dem näheren Umfeld hören muss, dass man die Kleinen nur kalt abbrausen muss, wenn es mal in die Hose ging, dann würde sich das ganz schnell von selbst erledigen, weil es ja nicht angenehm sein darf, kann ich wirklich nur noch im Kreis kotzen.

Letzteres waren in diesem Fall zum Glück nicht die Fänzieltern von CMP und AOL. Die haben ihre freie Zeit vermutlich eher mit dem Auskochen von Jutewindeln verbracht. Das halte ich zwar auch für ziemlich Banane und von der Ökobilanz her keinen Deut besser als Wegwerfwindeln, aber jeder darf sich ja aussuchen, womit er seine Zeit, die er qualitativ hochwertig und entspannt mit seinen Kindern verbringen kann, verplempert.

Nochmal zurück zu Pampersfrei: Falls jemand sich für die einzig echten und ultimativen Tipps interessiert: Gelassen bleiben, durchhalten und einfach viele Tüten und noch mehr Hosen mit sich rumschleppen. Dann klappt das. Versprochen!

Selbst bei Helikoptern ;)

Dienstag, 12. Januar 2016

Ein kleiner Einstieg

Nachdem nun landauf landab Mütter in verschiedenen Stadien der Überforderung und oft nur einen Schritt vom Burnout entfernt ihr Leben posten, bloggen, tweeten, vloggen oder sonst wie zum Besten geben, habe ich mir überlegt, dass mir die Vatersicht fehlt.
Darum höre ich auf, mich nur noch darüber aufzuregen oder mal mehr, mal weniger lustig zu machen und stelle mich der harten Wahrheit: Schreiben ist schwer.
Letztendlich werde ich, wenn ich es denn durchhalte, auch nicht viel mehr erreichen können, als Einblicke in meine Weltsicht als Vollzeitvater, -ehemann und -arbeitnehmer zu geben.
Man möge mich nicht falsch verstehen, ich weiß, wie die vielfältigen Belastungen des Alltags aus allen Richtungen an einem zerren und einen oft nur einen fingerbreit am Abgrund gen Wahnsinn entlangbalancieren lassen. Und ich bin mir bewußt, dass in meinem Leben eine Menge Trivialluxus aufwartet. So können wir uns zweier Vollzeitstellen, eines tollen Kindergartens und gut erreichbarer liebevoller Groß- bzw. Schwieger- und Eltern rühmen. Oftmals ist das denn oben erwähnten Mecker-, Motz- und Jammerverbreitern nicht in der Form oder Gänze vergönnt. Das läßt einen völlig nachvollziehbar dauerhaft nur einen Schritt dem Untergang vorauseilen. Sehr häufig aber eben auch nicht.

Da lassen sich dann Ingenieursgattinnen, deren größte Existenzsorge dem Erreichen des nächsten Bellybuttonschlußverkaufs oder Pekipostheowellnesskurs´ gilt, über die großen Wagnisse und den ungerechten Unbill der Welt aus, wenn Charlotte Magdalena Pferfferminza (man ist ja ein klein wenig verrückt und total jung geblieben, aber auch Mitglied der Generation uvwxyz) das handgedrechselte Biobesteck nicht in der richtigen Reihenfolge benutzt und die passenden Ausdrücke in Mandarin vertauscht. Diese weltbewegende depressionsverursachende Unglaublichkeit ist dann einen dreiseitigen Leserbrief in der Eltern oder Brigitte Mom wert und wird von gleichgesinnten Muttis am imaginierten sozialen und pädagogischen Existenzminimum ausschweifend kommentiert, bemitleided und nachvollzogen.
Während nebenbei tausende Eltern mit einfachsten Mitteln großartige Kinder erziehen, die irgendwann eine echte Stütze der Gesellschaft darstellen, sich aber massen- und wenig zauberhafte Vorwürfe über die angeblich mangelnde Förderung des quietschfidelen und kerngesunden Nachwuchses anhören müssen, derweil oben genannte C-M-P mit Ihrem U3-Ausdruckstanzpartner Augustus Oktavian Luke (dessen Eltern sind bestimmt auch voll fänzi und fühlen sich gar nicht wie 45) kurz vor der ersten Privatreha im veganen Homöopathiespa stehen.

So, das waren jetzt ein paar sehr lange Sätze, die die Quintessenz meiner jüngsten Elternratgeberzeitungslektüre darstellen.
Ob das notwendigerweise eine Bereicherung der Bloggosphäre bringt, sei dahingestellt. Es zwingt Dich ja niemand zum lesen.
Vielleicht fällt mir ja bald noch mehr ein.

Bis dahin.